Zahlen und Fakten
Bodenfläche insgesamt: | 23,7 qkm |
Einwohnerzahl: | 1580 (Stand: 31.01.2023) |
Höhe (NN) in Meter: | 419 |
Breitengrad: | 50.13330° N |
Längengrad: | 7.00000° O |
Ortszeit: | 04:24:02 PM CET |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Regierungsbezirk: | Koblenz |
Landkreis: | Cochem-Zell |
Verbandsgemeinde: | Ulmen |
Region: | Eifel |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 35 057 |
Postleitzahl: | 56826 |
Telefonvorwahl: | 02677 |
KFZ-Kennzeichen: | COC |
Amtsgericht: | Cochem |
Landgericht: | Koblenz |
Oberlandesgericht: | Koblenz |
Polizeiinspektion: | PI Cochem |
Polizeidirektion: | Mayen |
Polizeipräsidium: | Koblenz |
Fremdenverkehrsprädikat: | Erholungsort |
IHK-Bezirk: | Koblenz |
Finanzamtsbezirk: | Simmern-Zell |
Vermessungs- und Katasteramt: | Daun |
Arbeitsagenturbezirk: | Koblenz |
Arbeitsmarktregion: | Cochem |
Lutzerath
Chroniken
Der Ort wird erstmals 1051 in einer Urkunde erwähnt. Römer und Kelten waren hier genauso zu Hause wie die Franken und Franzosen.
- 1726 wurde in Lutzerath ein Hauptpostamt mit Pferdewechselstation eingerichtet.
- Ab diesen Zeitpunkt gewann Lutzerath an Bedeutung und erfuhr einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung.
- In den folgenden 20 Jahren wurde Lutzerath Sitz eines Kantons, Notariat, und Katasteramt einer preußischen Bürgermeisterei.
- 1821 kam die Errichtung des Friedensgerichts hinzu, mit Friedensrichter, Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher. Lutzerath war lange Zeit ein bekannter und wichtiger Marktflecken für die Region.
- Von 1817 bis 1973 war die Amtbürgermeisterei in Lutzerath. Driesch war bis 1922 ein gemeinsamer Ort mit Lutzerath und wurde 1969 per Gesetz wieder zu gewiesen.
- Seit 1981 hat Lutzerath eine offizielle Partnerschaft mit Givry en Argonne in Frankreich. Freundschaftliche Beziehungen gibt es schon seit 1973.
Näheres zur Geschichte von Lutzerath / Driesch ist in der Orts-Chronik von 1997 nachzulesen.
Erhältlich: Tourist – Information Lutzerath oder beim Ortsbürgermeister.
Partnergemeinde Givry en Argonne
Seit dem Jahre 1981 besteht zwischen beiden Orten eine Offizielle Partnerschaft. Trotz der manchmal auftretenden Sprachschwierigkeiten ist es eine sehr lebendige Partnerschaft, die überwiegend von den Vereinen beider Orte getragen wird.
Der Ursprung der Partnerschaft stammt aus dem Jahre 1945 und führt auf die Kriegsgefangenschaft von Rudolf Schenk aus Lutzerath zurück. In Dampierre le Chateau war Herr Schenk als Kriegsgefangener zur Arbeit in einem großen Landwirtschaftlichen Betrieb verpflichtet. Nach anfänglichem Misstrauen und Ablehnung konnte er nach und nach das Vertrauen der dortigen Bewohner gewinnen. Es entstanden gute freundschaftliche Kontakte und 1948, nach Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft bei Herrn Schenk der Wunsch, diese Kontakte zu pflegen und auszubauen. Er unterhielt ständig Briefkontakt zu Familie De Clerpc, seinem ehemaligem Arbeitgeber in Frankreich, bis es ihm nach einigen Jahren möglich war, einen persönlichen Besuch abzustatten. In den folgenden Jahren folgten viele Besuche, denen sich auch Freund und Verwandte anschlossen. Im Jahr 1973 unternahm dann erstmals der Kirchenchor von Lutzerath eine Fahrt nach Dampierre le Chateau. Um aber Übernachtungsmöglichkeiten zu bekommen, musste man in den größeren Nachbarort Givry en Argonne ausweichen, wo ein größeres Hotel ausreichend Unterkunft bot. So entstanden die ersten Kontakte zwischen Lutzerath und Givry. Durch die besondere Gastfreundschaft der dortigen Bewohner entstanden rasch herzliche und gute Beziehungen zueinander, die sich in der Zukunft über die einzelnen Vereine bis in die Familien ausbreiteten. Nach einigen gegenseitigen Besuchen entstand 1981 der Wunsch, dieses gute Verstehen mit einer offiziellen Partnerschaft zu besiegeln.
Die Partnerschaftsurkunde wurde am 20.Juni 1981 bei der ersten Partnerschaftsfeier in Lutzerath von den beiden Bürgermeistern, Francois Lefort / Givry und Johann Welter / Lutzerath, unterschrieben.
Givry en Argonne (ca. 700 Einwohner) liegt in den Argonnen und gehört zum Departement Marne mit der Hauptstadt Chalons sur Marne, die zur Champagne gehört.
Weitere Informationen finden Sie in der Chronik Lutzerath/ Driesch.
Kirchenchroniken
Zwei Kirchen in Lutzerath
Zur Geschichte: Am 7. Juni 1969 wurde im Rahmen der rheinland-pfälzischen Kommunalreform aus den bis dahin selbständigen Ortsgemeinden Driesch und Lutzerath die heutige Ortsgemeinde Lutzerath. Die Kirchengemeinde Lutzerath mit der Pfarrkirche Sankt Stephanus in Lutzerath und der Filialkirche Mater Dolorosa in Driesch besteht jedoch schon seit Jahrhunderten. In Zeiten der großen Wallfahrten in Driesch bis zur Säkularisation Anfang des 19.Jahrhunderts wurde die Driescher Kirche noch selbst verwaltet.
Pfarrkirche St. Stephanus in Lutzerath
Eine Kirche wird bereits im Jahr 1097 in einer Urkunde des Simeonstiftes in Trier erwähnt. Der alte Teil wie er heute noch zu sehen ist, wurde 1781 eingeweiht. Die Kirche wurde zwischen 1962 und 1964 wegen gravierendem Platzmangel erweitert, so wie sie heute zu sehen ist. Von der Straße aus ist die Kirche ebenerdig zu erreichen. Besonderheiten der Lutzerather Kirche Die Kanzel stammt aus der Zeit um 1775. Sie ist eine Rokokoschnitzarbeit.
Das Wandbrett der Kanzel stellt mit einfachem Gemälde den „Guten Hirten“ dar und ist bis heute erhalten. Die aus der gleichen Zeit stammende ehemalige Kommunionbank bildet den Abschluss der heutigen Empore. Zwei Beichtstühle, ebenfalls aus dieser Zeit stammend, sind heute noch im alten Kirchenschiff beidseits untergebracht. Die Orgel wurde 1904 von dem Orgelbauer Michael Körfer aus Sobernheim an der Nahe gekauft.
Der markante Turm mit drei Geschossen gilt heute noch als Wahrzeichen von Lutzerath. Er wurde 1818 neu erbaut. Das Glockengeschoss erkennt man seitdem an den dreiteilig gekoppelten Schallfenstern mit den „dorischen“ Säulen. Das Hauptdach des Turmes ist als Zeltdach ausgeführt und trägt als Spitze einen vierseitigen Dachreiter. Diesem angepasst, brachte man nach gotischer Bauweise vier Ecktürmchen an, die einen Biedermeierstil widerspiegeln. Die Kirche besitzt drei Glocken aus Bronze. Die älteste und schwerste Glocke wiegt 820 Kilogramm, datiert auf das Jahr 1426 und schlägt mit dem Hauptton "g". Die mittlere Glocke wurde 1689 gegossen und 1948 wegen eines Kriegsschadens umgegossen. Sie wiegt 526 Kilogramm und schlägt mit dem Hauptton “a”.
Marienkirche Wallfahrtskirche "Mater Dolorosa“ in Driesch
Sie wurde 1478 erbaut und steht seit 1984 unter dem Schutz der Haager Konvention. Die eigentliche Gründung der Marianischen Capellen zu Driesche ist auf den Eremiten Nicolaus Helmis im Jahr 1441 zurückzuführen. Das Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes war bis zur Kirchengründung in einer kleinen Kapelle untergebracht. Seit dem Kirchbau vor über 500 Jahren haben in zwei Blütezeiten viele Besucher und Wallfahrer in dieser Dank - und Bittstätte in zum Teil sehr turbulenten Zeiten Hoffnung und Trost gefunden.
Neue Treppenstufen mit einer zusätzlichen leicht ansteigenden Auffahrrampe laden alle Menschen zum Besuch und zum Gebet ein. Besonderheiten der Driescher Kirche: Die Pieta, wegen der die Kirche errichtet wurde, steht noch heute im Mittelpunkt der Kirche. Vierzehn Schlusssteine im Chorgewölbe zeigen Stifterwappen aus der Gründungszeit. Einer der Schlusssteine im Gewölbe trägt die Jahreszahl des Kirchenbaus 1478.
Der Bitterleidensaltar ist ein künstlerisches Meisterstück. Er wurde 1672 aufgestellt. Bartolomäus Hammes, ein Schreinermeister aus dem Nachbarort Alflen, der sehr gläubig war, hat ihn in 30jähriger Arbeit geschnitzt. Es ist ein dreistufiger Schnitzaltar, der den Hauptchor in voller Höhe einnimmt. Elf Holzreliefs im Altaraufbau stellen die Leidensgeschichte Christi dar. Die Orgelempore wurde 1750 errichtet. Ein Jahr später lieferte der Orgelbauer Johann Theodor Claus aus Cochem eine Orgel. Alte Pfeifen tragen das Zeichen von Baltasar König aus Münstermaifeld. Kriege und örtliche Umbauten hatten der Orgel sehr zugesetzt. 2015 wurde sie wieder an den ursprünglichen Standort in der Mitte der Empore zurückverlegt.
In den Jahren 2013-2015 wurde die gesamte Kirche nach einem Schwelbrand, der alle Farben hatte verblassen lassen, renoviert. Seitdem erstrahlt diese Gnadenstätte im neuen Kleid. Zur gleichen Zeit wurde das Glockengestühl von Stahl auf Eichenholz umgerüstet und um zwei Glocken erweitert, sodass nunmehr vier Glocken zum Gebet rufen. Große Teile des Turmgebälks mussten sehr aufwändig ersetzt werden, weil sogar dickste Eichenbalken vom Taubenkot und dem eindringenden Wasser regelrecht aufgelöst und damit nicht mehr vorhanden waren. Der Kreuzweg rund um die Kirche, der 1755 von Bildhauer Johann Heinrich Nilles aus Wittlich aus Sandstein gehauen und errichtet wurde, ist heute noch gut erhalten. Der Lutzerather Bildhauer Rudolf Müller hat alle Bildnisse naturgetreu um 1980 restauriert.
Lutzerath - eine wichtige Poststation
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Lutzerath eine wichtige Poststation an der Straße von Koblenz nach Trier, die das Enderttal unterhalb Martental an der Napoleonbrücke quert. Sie führte bis zum Flugplatzbau über das Gelände desselben. An ihrem Kreuzungspunkt mit der Straße von Cochem nach Adenau, von der Mosel zum Nürburgring, der heutigen B 259, stand das Chausseehaus als Gasthaus. Der letzte Wirt war in der ganzen Umgegend als "der lange Hannes" bekannt. Einer der letzten Postillione auf dieser Strecke war der spätere Briefträger Valentin Schaaf aus Ulmen, er war im Besitze einer "Ehren-Peitsche" als besondere Auszeichnung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden auf den Strecken Cochem-Ulmen-Adenau und Mayen-Kaisersesch-Lutzerath-Wittlich Postomnibusse eingesetzt für die Personen- und Postbeförderung.
Lutzerath war in der Postkutschenzeit eine wichtige Station, weil dort auch wichtige Personen auf ihrer Reise von Koblenz nach Trier Rast machten und oft sogar übernachteten. So können wir einem Aktenband des ehemaligen Amtes Lutzerath entnehmen, dass dort am 25.11.1821 Großfürst Nicolaus Pawlowitsch von Russland durchreiste. Am folgenden Tag waren sogar der preußische König und Prinz Wilhelm um 1 Uhr mittags bei Bürgermeister Theisen zu Gast. 1830 gab es Unruhen in Europa, besonders in Frankreich und wohl auch im heutigen Belgien, dessen nördlichster Teil sich von den Niederlanden lossagte. Der Herzog von Aremberg war auf der Flucht aus Brüssel und übernachtete in Lutzerath am 01.10.1830. Diese Adelsfamilie trägt ihren Namen nach dem kleinen Burgflecken Aremberg in der Ahreifel, sie stieg, durch den Bergbau reich geworden, innerhalb des 15./16. Jh. aus dem niederen Adel bis zum Hochadel auf. Die Familie gehört heute noch zum belgischen Hochadel und hat auch in Deutschland noch großen Besitz (u.a. Domäne Rommersdorf bei Neuwied), der von der Rheinischen Bau- und Bodenverwaltung in Düsseldorf verwaltet wird.
Am 06.10.1830 speiste der französische Gesandte aus Den Haag in Lutzerath zu Abend. Es ist davon auszugehen, dass Lutzerath natürlich auch eine renommierte Gastronomie besaß, in Lutzerath gibt es ja m.W. bis heute Hotels mit langer Tradition.
Am 31.05.1831 übernachtete der französische Gesandte in Wien in Lutzerath.
Am 02.06.1831 speiste Prinz Wilhelm, der Bruder des preußischen Königs mit Gefolge in Lutzerath und am 06.06.1831 übernachtete diese Gesellschaft, wohl auf der Rückreise.
Am 30.04.1832 übernachtete der Kölner Erzbischof Graf Spiegel in Lutzerath. Er ist bekannt geworden durch seine unbeugsame Haltung gegenüber Preußen im Mischehenstreit. Zu seiner Zeit wurde der Kölner Dom auf Veranlassung Preußens weitergebaut.
Am 06.05.1832 speisten zwei französische Königssöhne in Lutzerath zu Mittag. - Am 28.05.1839 befand sich der preußische Kronprinz auf der Durchreise, dem der Bürgermeister ein Gedicht widmete (s. 13 Rs). Am 16.08.1839 wurde die Durchreise von Prinz August von Preußen, dem Inspekteur und Chef der Artillerie, vermerkt.
Immer wieder ist auch der Oberpräsident der Rheinprovinz, Freiherr von Bodelschwingh, auf der Durchreise und macht in Lutzerath Quartier bzw. Mittagsrast.
Am 20.12.1840 machte der Prinz von Hessen-Philippstal, der Militärgouverneur der Festung Luxemburg ist, in Lutzerath Mittagsrast und reist mit einer Extrapost weiter nach Wittlich.
Die verschiedensten Angehörigen des preußischen Herrscherhauses zählen ebenfalls zu den Reisenden, die in Lutzerath durchreisen. Am 19.09.1842 vormittags um 11.00 Uhr ist es sogar der König mit Gefolge, der seine Reise für 1/4 Stunde unterbricht. Ihm werden die örtlichen Beamten vorgestellt, die Schuljugend sagt die üblichen Sprüche auf und den hohen Gästen werden Trauben und Wein verehrt.
Am 15.10.1854 befindet sich der König der Niederlande auf der Durchreise nach Luxemburg, beide Länder sind damals in Personalunion verbunden.
Die Liste der bedeutenden Persönlichkeiten, die in Lutzerath durchreisten bzw. Rast machten, ließe sich für die folgenden Jahrzehnte bis zum Ende der Postkutschenzeit nach dem Ersten Weltkrieg sicher noch fortsetzen.
Rudi Schenk 1944 - Vom Kriegsgefangenen zum Ehrenbürger
Der Zweite Weltkrieg dauerte nun schon fast fünf Jahre. Ich war 16 Jahre alt, als ich zum "Wehrertüchtigungslehrgang" nach Koblenz gerufen wurde. Dort sollten wir zwei Wochen lang "vormilitärische" Ausbildung erhalten. Unsere Kaserne lag auf dem Asterstein bei Koblenz. Hier wurden wir nun von morgens früh bis abends spät "gedrillt". Unsere Ausbilder machten sich wohl eine Freude daraus, uns Jungen so richtig durch die Mangel zu drehen. Wir sollten ja abgehärtet werden, um später bei der Wehrmacht brauchbar zu sein. Dies war nun in der Zeit von Mitte Juni bis Anfang Juli 1944.
Drei Monate später, der Krieg ging allmählich in seine Endphase, wurde ich wieder "dienstverpflichtet". Diesmal wurden wir zum "Schanzen" eingesetzt, das hieß, wir mußten Gräben ausheben, um den feindlichen Panzern den Weg zu versperren. Unser Einsatzort war Wincheringen. Der Ort liegt diesseits der Mosel zwischen Trier und Perl. Auf der gegenüberliegenden Seite war ja schon Luxemburg. Auf diesen Moselhöhen waren wir nun drei Wochen lang damit beschäftigt, kilometerlange Panzergräben auszuheben, mit Kreuzhacke und Schaufel. Bei schlechtem und diesigem Wetter ging das noch einigermaßen. Wenn aber klares Wetter herrschte, war es eine ganz gefährliche Arbeit. Dann mußten wir ständig mit Jabo-Angriffen rechnen. Wir lagen dann oft in unseren selbstausgeworfenen Gräben und suchten Schutz vor den feindlichen Flugzeugen. Wir hatten auch öfters "Verluste" zu beklagen, was uns den Ernst der Lage vor Augen führte. Genutzt hat die ganze Aktion nicht viel. Den Amerikanern boten diese Gräben kein Hindernis. Mit ihren schweren Raupen hatten sie eins-zwei einen Übergang geschaffen.
Nach drei Wochen "Schanzarbeit" wurde ich "Gott sei Dank" krank und konnte wieder nach Lutzerath heimkehren. Es war mittlerweile Anfang November. Die Amerikaner waren schon weit in Frankreich und Belgien vorgedrungen und die Lage spitzte sich zu. Ich war noch zwei Wochen zu Hause, als auch schon der "Stellungsbefehl" zur Wehrmacht eintraf.